Eintracht Frankfurt will Frankreich-Star Aouar - als Kamada-Ersatz?

2023-03-08 14:18:13 By : Ms. Helen Huang

Während Makoto Hasebe weitermachen könnte, buhlt die Eintracht um Lyons Spielmacher Houssem Aouar.

Frankfurt – Einst der FC Liverpool und der FC Chelsea, im vergangenen Herbst Atlético Madrid und Inter Mailand, im Januar die AS Roma und Manchester United - namhafte Interessenten an seiner Person hatte Houssem Aouar in der Vergangenheit allemal. Doch gewechselt ist der 24-jährige Mittelfeldmann in seiner Karriere noch nie, steht weiterhin bei seinem Jugendverein Olympique Lyon in seiner Geburtsstadt unter Vertrag - jedenfalls bis Saisonende. Dann nämlich wird das Kapitel Lyon für den Spielmacher enden und er ablösefrei den Verein wechseln.

Das Besondere daran: Womöglich wird nicht etwa ein Klub des europäischen Fußballhochadels das Rennen um den Franzosen mit algerischen Wurzeln machen, sondern der aktuelle Bundesligasechste Eintracht Frankfurt. Andererseits: Wer ist noch mal amtierender Europa-League-Sieger? Wie dem auch sei: Aouar gilt bei den Eintracht-Bossen als Wunschspieler für die Nachfolge von Daichi Kamada. Der Kontakt zum Kreativspieler, der vor zwei, drei Jahren als kommender Superstar galt, Marktwert 80 Millionen Euro (Frühjahr 2020), besteht seit längerem. Mit dem Spieler sind sich die Frankfurter grundsätzlich einig, den Medizincheck hat er bestanden, im Hintergrund aber ruckelt und zuckelt es ein wenig, ganz dingfest ist der Deal nicht, wenngleich die Frankfurter Verantwortlichen optimistisch sind, ihn hinzubekommen. Ablösefreie Profis streichen oft ein hohes Handgeld ein.

Houssem Aouar gilt als herausragender Kicker, ein Zocker, der mitunter nicht ganz leicht ins Teamgefüge einzubinden ist. Vergangene Spielzeit war er in Lyon unangefochtene Stammkraft (36 Ligaeinsätze, sechs Tore, vier Assists), in der aktuellen spielte er bisher nur neun Mal (ein Tor, ein Assist). Zu Saisonbeginn bremste ihn eine Blessur am Sprunggelenk aus, zurzeit sollen auch die Abwanderungspläne ein Grund für die Nichtberücksichtigung des Rechtsfuß sein. Der einstige Publikumsliebling jedenfalls wird von den OL-Fans mittlerweile eher abgelehnt.

Die Planungen der Eintracht für die kommende Runde sind also in vollem Gange, logisch, wird auch manch aktuelle Stammkraft den Klub im Sommer verlassen. Während Aouar im Mittelfeld eine zentrale Rolle einnehmen soll, falls der Transfer denn gelingt, ist die wahrscheinliche Verpflichtung von Omar Marmoush in eine andere Kategorie einzuordnen. Der Offensiv-Allrounder, 24, ägyptischer Nationalspieler, im Sommer ablösefrei und derzeit angestellt beim nächsten Frankfurter Gegner, dem VfL Wolfsburg, soll den Kader eher in der Breite denn in der Spitze verstärken. Marmoush ist schnell, technisch versiert, der endgültige Durchbruch gelang ihm aber bisher nicht. Hauptgrund: mangelnde Torgefahr (sechs Treffer in 50 Einsätzen für Wolfsburg und Stuttgart).

Ungefährlich vor des Gegners ist auch ein anderer, einer, den viele dennoch gerne kommende Saison im Eintracht-Dress sehen würden: Makoto Hasebe. Doch ehe weißer Rauch aufsteigen kann, wird der Familienrat der Hasebes erst tagen müssen im Sachsenhäuser Heim. „Ein letztes Gespräch“ sei auf alle Fälle nötig, sagte der 39-Jährige am Mittwoch, erst dann könne er verkünden, wie es mit ihm und der Karriere weitergehen wird. Oder nicht. Schließlich, so Hasebe, „müsste ich schon noch mal überlegen, wenn meine Tochter Nein sagt.“ Er geht, das wird beim Blick in das grinsende Gesicht des Japaners recht deutlich, eher nicht von einem Veto seiner Fünfjährigen aus. Einem weiteren Jahr in der Bundesliga, dem 16. seiner Laufbahn, steht offensichtlich kaum etwas im Wege.

Es wäre auch schade, dieser ewigjunge Altmeister würde bald Schluss machen mit dem Kicken auf höchstem Niveau. Dass er dieses weiterhin zeigen kann, beweist er regelmäßig. Wenngleich auch der Doyen ab und an Fehler einstreut, etwa im Pokal gegen Darmstadt, so sind die Ausschläge gering. Makoto Hasebe - noch immer eine Konstante im Eintracht-Spiel. Wenn die Hessen am Sonntag (17.30 Uhr) bei Hasebes Ex-Klub in Wolfsburg antreten, seiner ersten Station in Deutschland inklusive Meistertitel 2009, spricht viel dafür, dass er die Abwehr anleiten wird. Im Training jedenfalls übte er an der Seite der Stammkräfte Tuta und Evan Ndicka.

Es ist dies die derzeitige Achillesferse der Frankfurter Mannschaft, die Dreierabwehr, deren Mitglieder zuletzt viel zu viele individuelle Fehler begingen. Mal waren es Hasebe oder Ndicka, mal Kristijan Jakic oder Hrvoje Smolcic, am häufigsten Tuta. Dessen erfahrener Kollege hätte da einen Lösungsansatz: „Wir brauchen den internen Konkurrenzkampf“, sagte Hasebe, der daher zuletzt Reservisten wie Almamy Touré oder Smolcic ein bisschen Druck gemacht habe. „Ich versuche damit, den Jungs zu helfen.“

Auch an die Stammbesetzung, Tuta und Ndicka, richtet der Führungsspieler eindringliche Worte. Sie seien mittlerweile nicht mehr jung, immerhin 23, sondern „sie sind gestandene Spieler, die auch mehr Verantwortung übernehmen müssen“. Frei übersetzt: konzentriert arbeiten, Leistung bringen.

Das Niederlagen-Doppel gegen Neapel und Leipzig habe gezeigt, dass die gesamte Mannschaft im Defensivverhalten etwas korrigieren müsse, „mehr Konsequenz, mehr Geschlossenheit“ fordert Hasebe ein. (Daniel Schmitt)